Der Pirol - im Volksmund auch "Vogel Bülow" genannt - erreicht eine Körperlänge von 22-25cm bei einer Flügelspannweite von 44-47cm und einem Gewicht von 65-67g.
Zwischen den Geschlechtern besteht ein sehr deutlicher Sexualdimorphismus. Der Schnabel von Oriolus oriolus ist rötlich gefärbt, während die Beine grau sind.
Adulte Männchen sind am Kopf, Brust, Bauch, Rücken, Flanken und am Bürzel leuchtend sonnengelb gefärbt, die Flügel und der Schwanz sind schwarz mit kleinen Gelbbereichen (siehe Oberhanddecken und die Endbereiche der Steuerfedern). Ein kleiner, schwarzer Zügel (Augenstreif) beginnt am Schnabel und verläuft sich im gelben Gefieder hinter dem Auge.
Adulte Weibchen besitzen eine olivgelbgrüne Kopf- und Rückenzeichnung, der Bürzel ist intensiv gelb gefärbt. Die Kehle, Brust und der Bauch sind weißgrau gefärbt und besitzen eine schwarzgraue Strichelung. Die Flanken sind leuchtend gelb. Die Flügel sind schwarzoliv gefärbt, während die Steuerfedern eine insgesamt gelblichgrüne Färbung aufweisen. Auch bei den Weibchen sind die Endbereiche der Steuerfedern gelb. Der Zügel (Augenstreif) ist nicht so intensiv schwarz gefärbt wie bei den Männchen. Sehr alte Weibchen können durchaus die Färbung eines adulten Männchens besitzen, besitzen jedoch oft noch olivgrüne Bereiche am Rücken und an den Flügeln.
Diesjährige Exemplare/Jungvögel sind ähnlich den Weibchen gefärbt, jedoch längst nicht so intensiv in den Farben - auch ist der Schnabel nicht rot, sondern leicht rosagrau.
Die Gestalt des Pirol ähnelt anderen Singvögeln in seiner Größe (Drosseln, Blaumerle und Steinrötel, etc.). Das Flugbild von Oriolus oriolus erinnert an eine Drossel. Pirole fliegen sehr oft schnell und hektisch zwischen den Baumkronen umher.
Die Lautäußerungen des Pirol sind vielfältig. Oft hört man ein raues und heiseres "wjäääähk" ähnlich einem Eichelhäher. Des weiteren kann man auch ein falkenartiges "gigigigigigi" hören. Der Gesang ist laut melodisch flötend ("Düh-dlüo-Dih-diu" oder "düdlo").
Der Lebensraum des Pirols besteht in Europa aus hochstämmigen Laubwäldern/-gehölzen, Parkwäldern, Feldgehölzen und vereinzelt auch Kiefernwäldern - oft gewässerbegleitend in Auwald- bzw. Bruchwaldbereichen und in gewässernahen Gehölzen, hier ist er ein Charaktervogel. Ebenso zählen Laub-, Misch- und Nadelwälder zu seinen Bruthabitaten, seltener auch Friedhöfe, große Gärten, Streuobstwiesen oder vereinzelte hohe Obstbäume. Noch seltener findet man ihn in Windschutzgürteln oder Alleen, Auf dem Zug in sein afrikanisches Überwinterungsgebiet kann man ihn außerdem in Wein- und Olivenplantagen, in Oasen und im Hochgebirge antreffen.
Das kunstvolle, hängende Nest befindet sich in Astgabeln der Baumkronen. Der Pirol benötigt zum Brüten eine natürliche Kraut- und Strauchschicht, da seine Nahrung zu einem großen Teil aus zuckerhaltigen Früchten besteht. Der andere Teil der Nahrung setzt sich aus diversen Insekten und Spinnen zusammen. Das Nest wird in senkrechten Astgabeln von teils recht hohen Bäumen errichtet. Das Weibchen legt im Mai 2-5 Eier. Diese sind hellrosa bis weißlich mit kleinen schwarzen Sprenkeln. Nach ca. 3 Wochen schlüpfen die Küken. Während das Weibchen alleine brütet und die Jungen hudert, wird es vom Männchen mit Nahrung versorgt. Nach weiteren 3-4 Wochen sind die Jungvögel flügge.
Während des Zugs und in der Brutzeit ist der Pirol bis auf die seltenen Balz- und Revierrufe sehr unauffällig und heimlich, und fliegt schnell zwischen und in den Baumkronen umher.
O. oriolus ist ein ausgesprochener Langstreckenzieher, der in Mitteleuropa von April bis Ende August angetroffen werden kann. Den Winter verbringt diese Art im tropischen Afrika. Der Pirol ist in seinem gesamten Verbreitungsgebiet ein obligater Zugvogel. Seine Überwinterungsgebiete liegen vor allem in den Hochländern und Waldgebieten des östlichen Afrikas sowie südwärts bis zu den Kapprovinzen, auch Madagaskar wird erreicht. Dem entgegen überwintern insbesondere Individuen der Iberischen Halbinsel und der Mahgreb-Zone bevorzugt in den westafrikanischen Baumsavannen und Flussgebieten des Nigers, Senegals und Gambias. In den Überwinterungsgebieten kommt die Art auch in Höhen von 3000 Metern und mehr vor. Pirole verfolgen keine strikten Zugstrecken, und sind Breitfrontzieher. Sie überqueren die Alpen und die Sahara ohne Umgehungsstrecken. Der Wegzug aus den Brutgebieten beginnt Ende Juli und erreicht Ende August seinen Höhepunkt, Nachzügler sind in Mitteleuropa bis Oktober zu beobachten. Die afrikanischen Winterquartiere werden ab Ende Januar geräumt. Die ersten Pirole erreichen ihre mitteleuropäischen Brutplätze Ende März, die meisten erscheinen erst Anfang Mai.
Das Verbreitungsgebiet von Oriolus oriolus erstreckt sich vom Nordwesten Afrikas sowie Spanien und Portugals bis etwa zum 100. östlichen Längengrad im Süden Sibiriens. Die Südgrenze des Verbreitungsgebietes verläuft in Europa von den Balearen über Korsika, Sizilien, die Mitte Griechenlands und Zypern und verläuft im Osten weiter über den Nordwesten Irans und das Elburs-Gebirge. Die nördliche Verbreitungsgrenze verläuft über den Norden Frankreichs, den Süden Großbritanniens, Dänemark und den Süden Schwedens. Seine Brutverbreitung erstreckt sich damit vom Süden der borealen Zone bis zur mediterranen Zone bzw. Steppenzone.
In Mitteleuropa ist der Pirol ein Bewohner des Tieflandes, in Mittelgebirgen fehlt er meist völlig. Vereinzelte Brutnachweise gibt es jedoch auch aus der Schweiz (über 1000m über Normal Null) sowie aus Baden-Würtemberg (über 700m über Normal Null). Die Vorkommen in Zentralasien und Indien sind bis zu einer klärenden molekulargenetischen Untersuchung erst einmal ungeklärt, da der Pirol als Art evtl. aufgesplittet wird in mehrere Arten.
Bei Oriolus oriolus werden zwei Unterarten unterschieden:
- O. o. oriolus lebt in Europa, Nordwestafrika und Vorderasien.
- O. o. kundoo wird als zweite Unterart angesehen, die im südlichen Zentralasien und in Indien vorkommt. Der Unterartstatus von O. o. kundoo bleibt an dieser Stelle unbeachtet, bis es zu klärenden DNS-Untersuchungen gekommen ist.
Da Oriolus oriolus nur von April bis Ende August im Bruthabitat angetroffen werden kann, ist dementsprechend in diesem Zeitraum auch mit Mauserfedern und Rupfungen zu rechnen. Ganz selten einmal findet man auch Totfunde dieser Art.
Die Hauptfeinde des Pirols sind neben Greifvögeln wie dem Habicht, Mardern, dem Uhu und eingeschleppten Arten wie dem Waschbären vor allem Fangnetze (z.B. Ägypten) und Gewehre (Italien, Frankreich, Malta, Türkei, Nordafrika), sowie Pestizide und Insektizide (Neonikotinoide, die die Insektenvorkommen stark dezimieren). Auch die fortschreitende, stark zunehmende, intensive Landwirtschaft macht der Art stark zu schaffen, sowie Bodenversiegelung und naturferner Forstwirtschaft. Feuchtgebiete und Auwaldbereiche werden entwässert und umgebrochen bzw. abgeholzt.
In der Schweiz wird der Pirol in den nationalen Roten Listen geführt. In Deutschland ist der Pirol in der Vorwarnliste der Roten Liste enthalten. Im Bundesland Nordrhein-Westfalen steht der Pirol als „stark gefährdet“ in der Roten Liste, hier ist bald zu befürchten, dass die Art auf "Vom Aussterben bedroht" hochgestuft wird.
Insgesamt scheinen die europäischen Bestände dank Osteuropa noch stabil zu sein. Laut IUCN (International Union for Conservation of Nature) / BirdLife International ist der Pirol weltweit in der Roten Liste gefährdeter Arten unter LC (=least concern – keine Gefährdung) geführt, was jedoch nicht über seine mitteleuropäischen Bestandsrückgänge hinwegtäuschen sollte.
Für Mitteleuropa (und sekundär auch für sein gesamtes Verbreitungsgebiet inkl. der Überwinterungsgebiete)) werden folgende Schutzmaßnahmen in Betracht gezogen:
- Striktes Jagd- und Fangverbot,
- das Ausweisen gezielter Schutzgebiete mit entsprechenden unterstützenden Naturschutzmaßnahmen,
- ausweiten der Schutzbereiche mit noch stabilen Vorkommen der Art,
- und lokale Lebensraumverbesserung in ehemaligen Brutgebieten (Feuchtgebiete, Au- und Bruchwaldbereiche, etc.).
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CITES
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Regulation (EG) Nr. 865/2006
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German Federal Nature Conservation Act §44
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