Menu

Urheber einer Rupfung

Bestimmung anhand einer gefundenen Rupfung

Harald Friemann erzählt von seinen persönlichen Erfahrung in der Rupfungssuche und den dabei festgestellten Eigenarten der Beutegreifer. Auch wenn nicht jede Rupfung sich eindeutig zuweisen lässt, gibt es jedoch viele Anzeichen, die man Beachten kann.

Allgemeine Aussagen

Greifvögel, die Vögel schlagen und vor dem Verzehr rupfen, haben normalerweise typische Rupfgewohnheiten, die sich auf die Art des Rupfens und auf den Rupfplatz beziehen. Allerdings sind diese Gewohnheiten nicht unverwechselbar, sie können in gewissen Grenzen variieren und sie können sich mit den Gewohnheiten anderer Greifvögel überschneiden. Daher kann man nur in bestimmten Fällen den Urheber einer Rupfung eindeutig bestimmen: Wenn man den Greifvogel direkt beobachtet oder – aber behaftet mit geringerer Eindeutigkeit – wenn die Rupfung im engeren Horstbereich des Greifvogels liegen. Die nachfolgend aufgezählten Merkmale beschreiben nur die typischen Gewohnheiten, die helfen können, eine erste Bestimmung vorzunehmen, um dann vielleicht auf Grund anderer Spuren (Gewölle, Mauserfedern Kotspritzer) zu einer genaueren Lösung zu kommen.

Wanderfalke

Seine Rupfungen sind daran zu erkennen, dass sie an freien übersichtlichen Plätzen liegen und dass die Flügel meist ungerupft bleiben und über die Schulterblätter noch zusammenhängen. Wichtig ist offenbar der freie Blick auf die Umgebung während des Rupfens. Rupfungen liegen auf Erdhügeln (während der Zugzeit) oder auf Felsvorsprüngen (am Brutplatz), bei Gebäudebruten können die Vogelreste auch am Boden zu finden sein.

Turmfalke

Er jagt nur selten Vögel. Wenn dann rupft er sie an seinen Sitzplätzen hoch auf Bäumen oder Gebäuden. Die Vögel werden unvollständig gerupft, oft hängen Flügelteile noch zusammen. Es wird immer schwierig sein, den Turmfalken als Urheber von Federfunden zu erkennen.

Baumfalke

Neben Insekten jagt er gelegentlich auch Vögel. Dabei wurde beobachtet, dass er schon im Fluge zu rupfen beginnt, so dass die Federn irgendwo landen. Gelegentlich rupft er in Horstnähe an seinen Ruheplätzen, dann kann man einzelne verstreute oder auch über die Flügelknochen zusammenhängende Federn finden.

Merlin

Am Brutplatz nutzt er feste Rupfplätze auf Baumstubben, auf bemoosten Felsen oder auf umgestürzten Bäumen. Er rupft seine Beutevögel vollständig, so dass er in solchen Fällen als Urheber nur durch die Nähe zum Brutplatz erkennbar und vom Sperber zu unterscheiden ist. Er kann jedoch auch hoch in Bäumen oder am Boden rupfen, so dass es fast unmöglich ist, ihm während der Zugzeit Rupfungen eindeutig zuzuordnen. Der Hinweis in der Literatur, dass der Merlin ähnlich wie der Wanderfalke seine Beute bearbeitet, konnte an nordischen Brutplätzen nicht bestätigt werden. Typisch für ihn ist die Vorratshaltung: Beutevögel, die nicht sofort verzehrt werden, können deponiert werden, wie dies vor allem beim Eleonorenfalken bekannt ist.

Sperber

Er ist der typische Jäger auf Kleinvögel, die meisten solcher Rupfungen dürften von ihm stammen. Im Horstbereich nutzt er Baumstubben, umgeknickte dünnere Bäume, Pfähle oder andere erhöhte Plätze zum Rupfen. Sehr oft liegen die Rupfungen allerdings auch direkt auf dem Waldboden, sofern dieser frei von Bewuchs ist. Außerhalb der Brutzeit sucht er gerne Dickungen zum Rupfen auf, allerdings kann auch der Habicht solche geschützten Plätze nutzen. Kennzeichnend für den Sperber ist, dass er seine Beutevögel vollständig bis zur kleinsten Feder rupft und meist auch alle Federn am gleichen Platz liegen. Schnäbel, Krallen oder Eingeweide verschmäht er oft. Zum Ende der Brutzeit finden sich viele unvollständige Rupfungen in Horstnähe, die vermutlich von Jungsperbern stammen. Im Winterhalbjahr können relativ feste Rupfplätze eingehalten werden, die in Dickichten oder Stangenhölzern liegen. Typisch für solche Plätze ist eine gute Deckung nach oben, vielleicht als Schutz vor dem Habicht. Oft sind an solchen Plätzen Gewölle oder Kotspuren zu finden, so dass man auch außerhalb der Brutzeit den Sperber relativ sicher als Urheben benennen kann.

Habicht

Im Gegensatz zum Sperber hält er normalerweise keine so festen Rupfplätze ein, selbst im Horstbereich sind meist nur wenige Rupfungen an verschiedenen Plätzen zu finden. Er rupft am Waldboden oder auf liegenden Bäumen, zur Zugzeit aber auch in Dickichten, so dass man dann zwischen Habicht und Sperber als Urheber nicht mehr leicht unterschieden kann. Zur Beute des Habichts zählen größere Arten (Tauben, Krähenvögel, Drosseln, Eulen u.a.), gelegentlich aber auch kleinere Singvögel bis zu Finken, was den Nachweis des Habichts als Urheber fast unmöglich macht, vor allem außerhalb der Brutzeit. Im Gegensatz zum Sperber sind nur selten alle Federn desselben Beutevogels am gleichen Platz zu finden. Bei größeren Arten zeigt ein deutlicher Knick in den Federspulen, wo der Habicht beim Rupfen mit dem Schnabel angesetzt hat. Außerdem beißt er gerne kleinere Knochenstücke aus den Brustkämmen heraus, dickere Knochen bleiben ohnehin übrig.

Weihen, Milane und Bussarde

Auch diese Greifvögel schlagen gelegentlich Vögel. Da ihre Rupfungen nur selten zu finden und schwierig zuzuordnen sind, ist über ihre Rupfweise wenig bekannt. Meist sind einzelne Federn oder andere Beutereste am Brutplatz zu finden, die zeigen, welche Arten diese Greifvögel erbeutet haben.

Eulen

Beim Waldkauz spielen Vögel eine größere Rolle in seiner Ernährung. Er rupft seine Beutevögel hoch an seinen Ruheplätzen, aber nie vollständig, so dass man nur einzelne Federn, oft auch zusammenhängend, findet. Über seine Gewölle kann man den Waldkauz als Urheber erkennen, aber Rupfungsfunde sind selbst in seinem Brutgebiet nur selten zahlreich. Der Sperlingskauz jagt ebenfalls Kleinvögel, die er gerne in seine Bruthöhle einträgt und dort rupft. Umfangreiche Vogel-Beutelisten wurden auch dem Uhu nachgewiesen, fast ausschließlich an seinem Brutplatz. Meist sind es Einzelfern am Horst, an weiteren Stellen im größeren Horstbereich können unvollständige Rupfungen zusammen mit Gewöllen und Mauserfedern zu finden sein.

Literatur

  • O. Uttendörfer (1939: Die Ernährung der deutschen Raubvögel und Eulen. – Verlag J. Neumann-Neudamm.
  • H. Brüll (1964): Das Leben deutscher Greifvögel (2. Auflage). – Stuttgart, G. Fischer Verlag.
  • R. März (1987): Gewölle- und Rupfungskunde (3. Auflage). – Berlin, Akademie-Verlag.

autres articles dans Allgemein