Der Schwarzspecht (Dryocopus martius) erreicht eine Körpergröße von 45cm bis 55cm. Die Unterart Dryocopus m. khamensis ist etwa genauso groß wie die Nominatform, allerdings etwas langflügeliger. Das Gewicht variiert zwischen 250 und 370 Gramm, die Flügelspannweite beträgt 64 bis 84cm. Nach dem ostasiatischen Puderspecht (Mulleripicus pulverulentus) ist der Schwarzspecht weltweit die zweitgrößte Spechtart. Lediglich die amerikanischen Arten Kaiserspecht und Elfenbeinspecht wiesen eine noch größere Körpergröße auf. Beide Arten gelten jedoch, trotz einiger ungesicherter Nachweise, seit Ende des 20. Jahrhunderts als ausgestorben.
Es liegen nur wenige Angaben zum Höchstalter wild lebender Vögel vor. In Skandinavien wurde ein 14 jähriges Männchen lebend gefangen und ein Weibchen wurde nach 12 Jahren tot aufgefunden. Die hohe Mortalität der Nestlinge und Jungvögel ist auf Prädation durch Habicht, Marder und andere zurückzuführen. Viele Jungvögel sterben im ersten Winter auch an Nahrungsmangel.
Aufgrund seiner Größe und Färbung ist die Art unverwechselbar. Dryocopus martius ist zwar annährend so groß wie eine Saatkrähe, aber deutlich schlanker und langschwänziger als diese. Schwarzspechte sind einheitlich schwarz, die Jungvögel sind deutlich heller, vor allem das Steuer ist eher dunkel graubraun, als schwarz. Der Geschlechtsdimorphismus ist bei den Vögeln schwach ausgeprägt.
Das adulte Männchen weist einen rot gefärbten Scheitel auf, der über dem Schnabelansatz beginnt und bis zum Nacken reicht. Das etwas kleinere Weibchen weist diese Rotfärbung nur auf dem Hinterkopf auf. Bei den Jungvögeln ist die rote Kopfplatte schon vorhanden, das Rot ist jedoch weniger intensiv und matter.
Weitere markante Merkmale sind der etwa 17cm lange Stützschwanz, sowie der 5 bis 6cm lange, kräftige, gelblich bis elfenbeinfarbene Schnabel. Die Iris adulter Spechte ist hell cremefarben, die der Jungvögel ist schwarz.
Die Füße sind, wie bei Spechten üblich, zygodactyl d.h., dass zwei Zehen nach vorn weisen und zwei nach hinten, um das Klettern an Bäumen zu erleichtern (ausgenommen der Dreizehenspecht).
Besonders intensiv ist der 10 bis 20-silbige Ruf des Schwarzspechtes zur Fortpflanzungszeit, z.B. “kwoih-kwihkwihkwihk-wikwikwik“. Der Warnruf ist dem der Dohle ähnlich „kijak“.
Daneben sind der Flugruf “kürr-kürr-kürr“, sowie der langgezogene, klagend anmutende Standortruf “kliööh“ am häufigsten zu hören. Der Trommelwirbel dient der territorialen Positionierung, der Kontaktaufnahme und der Festigung der Partnerschaft und besteht aus etwa 17 Schlägen pro Sekunde. Beide Geschlechter trommeln, Weibchen jedoch seltener, kürzer und leiser.
Der Schwarzspecht besiedelt bevorzugt submontane bis montane Buchen-Mischwälder mit eingestreuten Nadelgehölzen wie Fichten und Tannen. Die anpassungsfähige Art kommt auch in Eichen-Kiefern-Mischwäldern und anderen Waldtypen vor, sofern ein Anteil an Nadelhölzern, sowie freistehende und hochstämmige Bäume (bevorzugt Rotbuchen) vorhanden sind.
Wichtige Requisiten sind außerdem stehendes und liegendes Totholz sowie geschwächte Bäume. Die Art brütet auch in Siedlungsnähe in ruhigen Randlagen von Dörfern und Städten, in Parks, Friedhöfen oder vergleichbaren Strukturen.
Die Größe des Reviers ist abhängig vom Habitat. Im Optimalfall kann die Reviergröße unter 100 ha betragen, in der Regel sind die Reviere aber bedeutend größer und umfassen 400 bis mehr als 1000 ha.
Der Schwarzspecht besiedelt Gebiete von Meeresniveau bis über 2000m üNN - jedoch beträgt die durchschnittliche Höhengrenze bei 1200m üNN. Nur in Asien (1700-2000m üNN) sowie speziell in China (2400m üNN) ist er auch in höheren Regionen zu beobachten.
Dryocopus martius ernährt sich überwiegend von Insekten, bevorzugt von Ameisen. Der Anteil pflanzlicher Nahrung ist sehr gering, es kommt jedoch gelegentlich vor, dass Früchte, Beeren und Koniferensamen verzehrt werden.
Ameisen können je nach Jahreszeit bis zu 90% der Nahrung ausmachen. Besonders häufig werden große Arten wie Ross-, Wald- oder Wegameisen erbeutet. Im Sommer überwiegt der Anteil holzbewohnender Arten, im Winter vor allem Formica-Arten, deren Ameisennester ausgeraubt werden. Ergänzend werden holzbewohnende Käferarten, die Larven der Holzwespe und andere Insekten, seltener auch andere Wirbellose wie Spinnen und Schnecken gejagt.
Im Sommer legt der Schwarzspecht die Nester und Gänge holzbewohnender Arten mit Schnabelhieben frei. Die Hackspuren sind oft länglich und rechteckig und können sehr tief sein. Im Winter ist der Vogel auf Ameisennester spezialisiert, die geöffnet und dann geplündert werden. Selbst bei starkem Frost und einer geschlossenen Schneedecke sind Schwarzspechte in der Lage, Ameisennester zu öffnen. Gelegentlich ist die Art gemeinsam mit anderen Ameisen fressenden Spechtarten wie Grün- oder Grauspechten zu beobachten.
Schwarzspechte "planen" ihre zukünftigen Bruthöhlen "schon Jahre im Voraus". Alte Bäume im Revier werden durch Klopfen angetestet. Je nach Vibrationen und Geräuschbeschaffenheit beim testenden "Anklopfen" - sprich je nach Vorhandensein von passenden Stellen - wird der jeweilige Baum "angezimmert", so dass im Baum eine Wunde entsteht. Durch diese Wunde siedeln sich an der entsprechenden Stelle gezielt Pilze und andere Mikroorganismen an, die diese ehemalige Wunde dann langsam und im Laufe von mehreren Jahren zersetzen, so dass der Schwarzspecht Jahre später dort eine Bruthöhle zimmern kann.
Die Bedeutung des Schwarzspechtes als "Höhlenlieferant" für Folgearten ist enorm. In Europa wurden 58 Tierarten festgestellt, die Schwarzspechthöhlen nutzen. Zahlreiche Vogelarten wie Hohltaube, Dohle, Star, Waldkauz, Raufußkauz, Gänsesäger und Schellente - jedoch auch der auf der Rheinschiene als Neozoe angesiedelte Halsbandsittich - profitieren vom Schwarzspecht. Weiterhin siedeln sich auch zahlreiche Fledermausarten (z.T. vom Aussterben bedrohte Arten!) in Schwarzspechthöhlen an - sei es als Schlafplatz, Wochenstube oder Überwinterungsquartier. Auch Bilche, Baummarder, Eichhörnchen und andere kleine bis mittelgroße Säugetiere nutzen verlassene Schwarzspechthöhlen. Zuletzt sind noch Insekten wie Hornissen, andere Wespenarten, Bienen und Hummeln zu nennen.
Die Bedeutung des Schwarzspechtes als Höhlenlieferant wurde während der Erstbesiedelung Bornholms durch die Art eingehend studiert. 1966 gelang der erste Brutnachweis - bis Mitte der 1980er Jahre brüteten auf der Ostseeinsel 36 Paare, zusätzlich wurden einige Nichtbrüter beobachtet. Insgesamt wurden in dieser Zeit fast 2000 Höhlen gezimmert. Während dieser 20 Jahre nahm der Dohlenbestand sehr stark zu, und Hohltaube sowie Raufußkauz konnten als neue Brutvogelarten auf Bornholm festgestellt werden.
Die Geschlechtsreife tritt beim Schwarzspecht am Ende des ersten Lebensjahres ein. Die Art führt eine monogame Saisonehe, Wiederverpaarungen kommen aber häufig vor, da nach der Brutzeit oftmals eine lose Paarbildung erhalten bleibt. Die Brutzeit beginnt Mitte März, die vorangehende Balz beginnt jedoch schon häufig im Januar.
Im Schnitt entsteht nur alle 3-7 Jahre eine neue Höhle, oftmals nutzt das Brutpaar alte Höhlen, die vor Brutbeginn repariert werden. Einige Bruthöhlen werden bis zu 30 Jahre genutzt. Die Höhlen werden in möglichst freistehende Bäume, in Mitteleuropa meist Rotbuchen, gezimmert. Andere Baumarten wie Fichten, Kiefern, Eichen, Pappeln, Espen etc. werden ebenfalls genutzt, aber meist nur dann, wenn keine geeigneten Rotbuchen zur Verfügung stehen. Meist werden die Höhlen in beträchtlichen Höhen zwischen 10 und 20 Metern angelegt, nur ganz selten finden sich Schwarzspechthöhlen in geringerer Höhe als fünf Metern.
Die Art begeht eine Jahresbrut. Es werden 2 bis 6 Eier gelegt, die nach nur durchschnittlich 13 Tagen schlüpfen. Beide Elterntiere füttern die Nestlinge 25 bis 31 Tage, ehe sie die Nisthöhle verlassen. Nach dem Ausfliegen teilt sich der Familienverband meist in zwei Gruppen, die je von einem Elternteil betreut werden. Die Dauer der Führungszeit ist sehr unterschiedlich, beträgt aber mindestens vier bis fünf Wochen.
Schwarzspechte sind weitestgehend ortstreue Standvögel und verbleiben selbst in harten Wintern im Brutgebiet. Nur bei akutem Nahrungsmangel, vor allem in schneereichen Wintern, kommt es zu kleinräumigen Wanderungen.
Laut IUCN kommt der Schwarzspecht als Brutvogel in folgenden Ländern vor:
Albanien; Andorra; Armenien; Aserbaidschan; Belgien; Bosnien und Herzegowina; Bulgarien; China; Dänemark; Deutschland; Estland; Finnland; Frankreich; Georgien; Griechenland; Iran; Italien; Japan; Kasachstan; Kroatien; Korea; Lettland; Liechtenstein; Litauen; Luxemburg; Mazedonien; Moldawien; Mongolei; Montenegro; Niederlande; Norwegen; Österreich; Polen; Rumänien; Russland; Serbien; Slowakai; Slowenien; Spanien; Schweden; Schweiz; Tschechien; Türkei; Ukraine; Ungarn; Weißrussland
Der Schwarzspecht wird in zwei Unterarten mit folgender Verbreitung unterteilt:
Europe from Spain, France and Scandinavia (N to Arctic Circle) S to Balkans and N Turkey, and E in broad belt across Asian taiga (S to Altai Mts, N Mongolia) to Kamchatka, Sakhalin and Japan (Hokkaido, extreme N Honshu), NE China and Korea; also Caucasus and N Iran.
D. m. khamensis (Buturlin, 1908) – SC China (Qinghai and E Tibet to NW Yunnan).
- Dryocopus m. martius (Nominatform): Bewohnt Europa Spanien, Frankreich sowie Skandinavien (nordwärts bis zum Polarkreis) südwärts bis in den Balkan und die Nord-Türkei sowie ostwärts in einem breiten Gürtel über die asiatische Taiga (südwärts bis zum Altai-Gebirge und bis zur nördlichen Mongolei) bis Kamtschatka, Sacchalin und Japan (Hokkaido, das extrem nördliche Honshu), Nordost-China und Korea. Weiterhin brütet die Art auch im Kaukasus-Gebirge aowie im Norden Irans.
- Dryocopus m. khamensis: Südzentral-China (Qinghai und das östliche Tibet bis Nordwest-Yunnan.)
Bestand in Deutschland:
Der Bestand wird auf 28.000 bis 44.000 Brutpaare geschätzt.
Der Schwarzspecht war Vogel des Jahres 1981. Spechte haben eine Schlüsselfunktion im Ökosystem Wald, indem sie die im Holz lebenden Insekten dezimieren und damit helfen den Baumbestand gesund zu halten. Die wichtigste Funktion des Schwarzspechtes ist jedoch das Anlegen von Höhlen - zahlreiche Vogelarten aber auch Klein- und Mittelsäuger sowie Insekten sind auf Baumhöhlen angewiesen.
Die Art ist aufgrund der forstwirtschaftlichen Nutzung vieler Wälder vor allem durch den Verlust von Altholz einschließlich (potentieller) Höhlenbäume bedroht. Beeinträchtigungen werden beispielsweise aber auch von zunehmenden Freizeitaktivitäten und Straßenverkehr verursacht.
Da viele gefährdete Höhlenbrüter wie beispielsweise Dohle oder Raufußkauz, aber auch Wildbienen, Fledermäuse und Bilche vom Höhlenangebot abhängig sind, ist der Schutz dieser Art für die dauerhafte Erhaltung einer ausreichenden Anzahl an Höhlenbäumen ökologisch bedeutsam. Eine Maßnahme zum Erhalt wäre es die Umtriebszeiten im Wirtschaftswald zu verlängern, Altholzinseln auszuweisen und diese der natürlichen Sukzession zu überlassen und Alt- bzw. Totholz vermehrt im Wald zu belassen.
-
CITES
not listed
-
Regulation (EG) Nr. 865/2006
not listed
-
German Federal Nature Conservation Act §44
strictly protected