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Kleiber
Sitta europaea
Art der Sittidae

ad. Männchen
ad.

Die Handschwingen des Kleibers sind mittelgrau, leicht bräunlich gefärbt. Der Kiel ist durchweg bräunlich, mittig sehr dunkel, fast schwarz gefärbt. Die äußeren Handschwingen besitzen eine stark abgegrenzte rein weiße Basis, selbst auf der rudimentären H10. Ab H4-5 geht die weiße Basis in einen weißen Saum auf der Innenfahne über, die Abgrenzung auf den H1-H3/4 ist deutlich schwächer. Die weiße Aufhellung findet sich in gleicher Form auch auf den Großen Handdecken. Die inneren Handschwingen besitzen eine hellgraue feine Kontur auf der Außenfahne. Die Spitzen sind leicht aufgehellt.

Die äußeren Armschingen sind mittelgrau, weniger bräunlich als die Handschwingen, mit einem hellen Saum, gleichmäßig verteilt auf der Innenfahne. Die Außenfahne besitzt eine recht breite hellgraue Außenkontur. Der obere Teil der Armschwingen ist leicht abgedunkelt. Nach innen (proximal) nimmt der Grauanteil in den Armschwingen stetig zu. Die Schirmfedern sind relativ gleichmäßig mittelgrau gefärbt mit einem braunen Saum um den Kiel. Die inneren Schirmfedern (A8+9) besitzen eine abgedunkelte Innefahne. Die Innenfahne der Schirmfedern kann einen leichten cremefarbenen Saum besitzen.

Die Steuerfedern des Kleibers sind sehr charakteristisch. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht mit denen des Kernbeißers (Coccothraustes coccothraustes), diese sind jedoch deutlich größer und stärker. Auch der Mauerläufer (T. muraria) besitzt ähnliche Steuerfedern, kann jedoch aufgrund seiner Seltenheit oft ausgeschlossen werden. Die Steuerfedern von Sitta europaea sind grundsätzlich schwarzgrau gefärbt mit einer mittel- bis hellgrauen Innenfahnenbasis. Die Kiele entsprechen der Färbung der Federstrahlen. Auf den äußeren Steuerfedern befindet sich eine meist unsymetrische Subterminalbinde, welche auf der Innenfahne immer weiß, auf der Außenfahne entweder weiß oder hellgrau gefärbt ist. Die Subterminalbinde wird nach außen breiter und größer und ist auf der Außenfahne ausgeprägter. Sie wird abgeschlossen von einer dunkelgrauen Terminalbinde an der Spitze. Auf den inneren Steuerfedern ist lediglich eine graue oder grau-weiße Spitze auszumachen. Die innere Steuerfeder (S1) ist gänzlich anders gefärbt als die restlichen Steuerfedern. Durch ihre gleichmäßige hellgraue Färbung mit einem leichten grau-gelbbraunem Saum an der Spitze kann diese bei Rupfungen versehentlich einem anderen Vogel zugeordnet werden - häufig bei Teilrupfungen mit den inneren Schwanzfedern der Kohlmeise (Paris major).

Während die Oberen Flügeldeckfedern (OFD) im Prinzip genauso gefärbt sind wie die Hand- und Armschwingen darunter, sieht das bei den Unterflügeldeckfedern (UFD) anders aus. Die äußeren Unteren Handdeckfedern (UHD) besitzen einen großen Weißanteil und haben nur eine kleine, schwarzgraue Basis nahe der Spule. Nach innen zur Flügelmitte hin nimmt der Weißanteil immer mehr ab, während der dunkle Farbanteil immer größer wird. Die Unteren Armdeckfedern (UAD) sind in im Zentrum steingrau gefärbt, die UAD werden von einem deutlichen, weißlichen Außensaum umgeben. Die Oberen Schwanzdeckfedern (OSD) besitzen die bläulich graue Rückengefiederfarbe, die Unteren Schwanzdeckfedern (USD) hingegen sind in der oberen Federhälfte in einem Kastanienbraun gefärbt mit einer weißlichen Mitte. Die untere Hälfte der USD (zur Spule hin) sind steingrau.

Männliche Tiere sind an den Flanken, am Unterbauch und an den Unterschwanzdeckfedern (USD) kräftig und leuchtend Kastanienbraun gefärbt, während die Weibchen und Jungvögel hier deutlich blasser sind.

Feder Nummer längste
Handschwinge 10 pro Flügel 69.5 - 80.7mm n=25
H6 (84%) H4 (4%) H5 (8%) H7 (4%)
Armschwinge 9 pro Flügel 56.5 - 64.6mm n=24
A1 (92%) A2 (8%)
Steuerfeder 12
45.5 - 52.9mm n=24
S4 (33%) S5 (17%) S2 (4%) S1 (4%) S3 (33%) S6 (8%)
Anmerkungen zu Vermessungsdaten

Anzahl der Individuen n

Für die Statistik der längsten Federmaße verwenden wir nur die Daten von Vögeln, bei denen die größten Federn vorliegen. Eine abgebrochene, fehlende oder im Wachstum befindliche Feder, welche potentiell die längste sein könnte disqualifiert das Individuum für die Vermessung. Ebenso werden keine Hybriden in die Statistik eingerechnet. Vögel verschiedenen Alters (z.b. junge und adulte Spechte), Geschlechts (z.b. männlicher und weiblicher Sperber) und Unterarten werden jedoch gleichermaßen im Diagramm genutzt und können so zu einem sehr großem Variationsbereich führen. Je größer die Anzahl an vermessenen Individuen ist, desto genauer ist die Angabe des Variationsbereichs. Sehr kleine Datensätze von einem oder nur ein paar Vögeln führen nur zu näherungsweisen Ergebnissen

Vermessungsmethode

Die Federn werden digital über den Scan vermessen. Dabei wird eine ventrale Krümmung der Federn für die Vermessung geradegezogen, eine kaudale Krümmung jedoch nicht! Vermessen wird vom Anfang der Spule bis zur größten Ausdehnung der Feder. Dies muss nicht immer zwingend der Kiel sein, sondern können (z.b. bei Ammern Armschwingen) auch die Federstrahlen sein. Besondere Ausprägungen wie z.b. die Wachsplättchen beim Seidenschwanz werden in der Vermessung ausgelassen.

Prozentangaben

Die Prozentangaben der einzelnen Federn wie z.b. H5 besagen wie groß der Anteil unter den Individuen ist, bei denen diese Feder die längste ihrer Art ist. Diese Angabe sollte immer in Verbindung mit der Gesamtanzahl der vermessenen Vögel betrachtet werden. Eine Angabe von 100% bei fünf Individuen ist keine Garantie dafür, dass diese Feder wirklich immer die längste ist.

1. KJ
Weibchen
ad.
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Beleggalerie

Länderzuweisungen

Sperlingsvögel

Merkmale

Der Kleiber wird ca. 12-15cm lang, erreicht eine Spannweite von 23 bis 27cm und besitzt adult ein Gewicht von 20-24g.

Männchen und Weibchen sind nahezu gleich gefärbt und gezeichnet, wobei die männlichen Tiere an den Flanken, am Unterbauch und an den Unterschwanzdeckfedern (USD) ein kräftiges, leuchtendes Kastanienbraun besitzen, während die Weibchen und Jungvögel hier deutlich blasser gefärbt sind.
Kleiber besitzen eine kompakte, gedrungene Gestalt. Der Schwanz ist kurz und abgerundet, der Kopf wirkt massiv und der lange - aber dicke - Schnabel spechtähnlich, was dem Kleiber den Volksnamen "Spechtmeise" eingebracht hat.
Der "Specht-"Schnabel ist dunkelgrau mit einer schwarzen Spitze, die Iris dunkelbraun. Vom Oberschnabel zieht sich ein schwarzer, deutlicher Augenstreif bis fast in den Nacken hinein. Die Kopfoberseite ist - wie der Nacken, der gesamte Rücken, die Flügeloberseiten und der Schwanz samt Bürzel und Oberschwanzdeckfedern - blaugrau, die Wangen besitzen eine weißliche Farbe - ebenso wie das Kinn bzw. die Kehle. Die Brust sowie der Oberbauch sind ockergelb, orangerot oder rostfarben. Die Beine sind gelblich braun mit starken, dunkelgrauen Krallen.

Kleiber sind sehr stimmfreudige und durchaus laute Vögel, die durch ihre auffälligen Ruhe schnell auf sich aufmerksam machen. Sehr häufig hört man ein weit schallendes, auf und ab klingendes „tüh tüh tüh“, das immer schneller wird und sich wie ein durchgehendes Trillern anhört. Die Reviergesänge der Männchen sind ein lautes „wi-wi-wi“). Auch meisenähnliche Lockrufe ("sit sit") hört man des öfteren. Wenn man laute Singgeräusche im Wald hört, und absolut nicht weiß, welchem Vogel diese Töne zuzuordnen sind - in sehr vielen Fällen ist dies der Kleiber.

Der älteste beringte Kleiber erreichte ein Alter von 8 Jahren und 11 Monate.

Habitat & Biologie

Die Art besiedelt vorrangig höhlenreiche, nicht zu dichte Altholzbestände mit einem hohem Anteil grobborkiger Laubbäume und fehlendem bis lückenhaftem Unterholz. Dem Kleiber genügen auch kleine Altholzinseln, sofern genügend Nahrung für den Winter vorhanden ist. Der Vogel kommt außerdem im Siedlungsraum vor, wenn auch in geringen Dichten - dort werden Baumhecken, Alleen, Parkanlagen, Friedhöfe und Gärten besiedelt. Geschlossene Wälder werden vom Kleiber ebenso besiedelt wie Einzelbäume in Alleen.

Kleiber ernähren sich von Wirbellosen, Sämereien und Beeren. Jungvögel werden häufig mit Raupen gefüttert. Aufgrund seines kleinen Schnabels ist der Kleiber nur in der Lage, kleine Rindenstücke abzuhacken. Die Art ist eher darauf spezialisiert Insekten und Spinnen aus kleinen Spalten zu holen, wobei er auch in der Lage ist kopfüber an Baumstämmen herunter zu klettern – eine Eigenschaft, die er mit den anderen Arten der Gattung Sitte, und auch mit dem Mauerläufer teilt. Spechte und Baumläufer können dies nicht.
Kleiber fressen zur Vegetationszeit hauptsächlich Insekten (Käfer, Heuschrecken, Ameisen), deren Eiern und Larven sowie Spinnen.
Nach der Brutzeit, vor allem im Winter, ernähren sich Kleiber überwiegend von pflanzlicher Nahrung, beispielsweise von Bucheckern und Haselnüssen. Besonders harte Sämereien klemmt der Kleiber in Rindenspalten ein, um sie dann aufzuhacken. Sitta europaea sucht auch Futterhäuser auf und legt bei gutem Nahrungsangebot im Winter kleine Vorratsverstecke an.
Den Volksnamen "Spechtmeise" besitzt der Kleiber nicht umsonst - Sonnenblumenkerne werden in Spechtmarnier aufgemeißelt, Erdnüsse zerschlagen und weggeschleppt. Um eine Nuss öffnen zu können, wird diese in eine Baumspalte oder Rindenritze geklemmt und damit fixiert. Dann hämmert der Kleiber die so gesicherte Nuss ähnlich wie die Spechte auf.

Bereits im Spätherbst inspiziert der Kleiner potentielle Bruthöhlen, ab Januar bis Mitte April setzt der Gesang ein, bereits ab Mitte Februar beginnt die Art mit dem Sammeln von Lehm zur Fluglochverkleinerung. Als Höhlenbrüter besiedelt der Kleiber Baumhöhlen, seltener auch Nistkästen und Mauerlöcher, bevorzugt in einer Höhe von etwa 10 m. Aus der sächsischen Schweiz sind außerdem auch Bruten in Sandsteinhöhlungen bekannt, die höchsten Brutvorkommen wurden im Gebirge bei 2.200 m Höhe festgestellt.. Mit feuchtem Lehm, den der Kleiber mit Speichel anreichert, wird das Einflugloch zur Bruthöhle so verklebt und modelliert, dass größere Vögel nicht hindurch passen. Auf diese Weise wird die Höhle für Nistplatzkonkurrenten wie Stare unbrauchbar.
Als Nestgrundlage werden grobe Holzstückchen verwendet. Darüber schichten Kleiber Rindenschuppen, dürres Laub und besonders häufig die Rinde von Kiefern. Die Brutzeit beginnt Anfang April und endet Ende Juli. Kleiber brüten einmal im Jahr, Zweitbruten sind äußert selten. Ein Gelege besteht in der Regel aus 4-8 Eiern - manchmal sogar bis zu zehn -, die 14 bis 18 Tage lang bebrütet werden. Die Nestlinge werden 24 Tage gefüttert.
Allerdings gibt es auch bei Kleibern Seitensprünge, sodass die Jungen nicht vom Revierinhaber, sondern von einem anderen Männchen stammen.
Es wird i.d.R. in Mitteleuropa nur eine Jahresbrut vollzogen.

Der Kleiber ist ein Standvogel und in Deutschland sehr standortstreu. Beringungen haben gezeigt, dass die Nachkommen sich ebenfalls wieder in der näheren Umgebung des Geburtsortes ansiedeln. Ringwiederfunde in einer Entfernung von über 150 km sind die absolute Ausnahme.
Nord- und Nordost-Europäische Brutvögel hingegen scheinen Teilzieher zu sein, die in kalten, nordischen Wintern bis bzw. durch Mitteleuropa ziehen.
Besonders im September und Oktober ist ein recht reger Durchzug bzw. sind Wanderungen von Kleibern zu beobachten, die jedoch noch nicht näher verifiziert sind.

Verbreitung

Die Vogelfamilie der Kleiber umfasst 22 Arten. Verwandte europäische Arten sind der auf Korsika vorkommende Korsenkleiber (Sitta whiteheadi) und der in Südosteuropa und Vorderasien vorkommende Felsenkleiber (Sitta neumayer).

Der Kleiber kommt in 17 Unterarten mit folgender Verbreitung vor:

  • Sitta e. europaea: Nominatform, Fennoskandinavien und Russland von der Wolga bis zur Wjatka (Fluss), Ukraine.
  • Sitta e. caesia: Mitteleuropa (Großbritannien bis Dänemark, Karpaten, Pyrenäen und Balkan);
  • Sitta e. hispaniensis (hispaniensis): Iberische Halbinsel;
  • Sitta e. hispaniensis (atlas): Marokko;
  • Sitta e. cisalpina: südliche Schweiz (südl. Alpen), Italien, Sizilien, westlicher Balkan, Süden und Südwesten von Montenegro;
  • Sitta e. levantina: Westen von Kleinasien bis zum Süden der Türkei;
  • Sitta e. caucasica: Norden und Nordosten der Türkei, Kaukasus region inkl. Südkaukasus;
  • Sitta e. persica: Zagros Gebirge (Südwest Iran);
  • Sitta e. rubiginosa: Südkaukasus (Talyshskiye and Gory Gebirge) bis Nord-Iran;
  • Sitta e. [asiatica, baicalensis, clara, takatsukasai]: Osteuropäisches Russland bis zum Ochotskischen Meer, Kurillen, Nord-Japan;
  • Sitta e. sakhalinensis: Sachalin (Russland);
  • Sitta e. albifrons: Kamchatka, Nördliche Kurillen;
  • Sitta e. roseilia: Süd-Japan (Südosten von Honshu, Shikoku and Kyushu);
  • Sitta e. [amurensis or hondoensis]: Südosten Russland bis China, Korea und Honshu (Nord-Japan);
  • Sitta e. bedfordi: Cheju-Do Inseln (Korea);
  • Sitta e. seorsa: Nordest China (Tien Shan Gebirge);
  • Sitta e. [sinensis]: Zentral- und Ost-China und Taiwan.

In Deutschland leben ca. 8 % der europäischen Kleiberpopulation, für Deutschland wird ein Brutbestand von 600.000 bis 1,4 Millionen Brutpaare geschätzt. Für die Schweiz werden 70.000 bis 120.000 und für Österreich 300.000 bis 500.000 Brutpaare angenommen.
Der Bestand gilt als stabil und der Kleiber wird als nicht gefährdete Art eingestuft.

Bemerkungen

Der Kleiber wurde zum Vogel des Jahres 2006 gekürt, obwohl er keine „Rote-Liste“-Art ist. Allerdings steht der Kleiber, als Bewohner alter Laubwälder, stellvertretend für einen Lebensraum, für den Mitteleuropa eine besondere Verantwortung trägt: Rotbuchen- und Eichenwälder. Altholzreiche Wälder werden von vielen gefährdeten Vogelarten besiedelt.

Die größten natürlichen Feinde des Kleibers sind Sperber (A. nisus) (in ihren Rupfungen findet man am ehesten Federn dieser Art), Habichte (A. gentilis), Katzen und Marderartige.
Neben diesen natürlichen Feinden stellt der Mensch durch Vernichtung von Altbaumregionen die größte Gefahr für diese Art dar, viele Kleiber verenden auch an Glasscheiben.

Die IUCN / Birdlife International stuft S. europaea als "LC = Least Concern" (also als "Nicht gefährdet") ein.

Schutzstatus

  • WA
    nicht gelistet
  • Verordnung (EG) Nr. 865/2006
    nicht gelistet
  • Bundesnaturschutzgesetz §44
    besonders geschützt