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Zwergohreule
Otus scops
Art der Strigidae

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Die Spulen der Federkiele sind durchsichtig weißlich, jedoch gehen im weiteren Verlauf in ein recht dunkles Braun über.

Die Außenfahnen der Handschwingen H7 bis H10 sind nach außen hin zunehmend immer mehr verengt - H10 ist komplett verengt/verschmälert, und besitzt einen Kamm an der Außenfahne. H9 besitzt eine deutliche und stark ausgeprägte Verengung, während H8 nur sehr leicht im Spitzenbereich verengt ist - auf H7 ist die Verengung nur noch angedeutet.
Die HS, AS, SF, OHD, OAD und AL besitzen eine graubraune Grundfärbung, und sind mit einer für Eulen typischen Bänderung versehen - diese ist auf den SF deutlich feiner wie auf den HS und AS. Die Spitzen der HS sind baumrindenartig diffus aufgehellt und sehr feingefleckt - diese Zeichnung nimmt auf den AS im weiteren Verlauf des Flügels von außen nach innen zu, so dass die Schirmfedern fast komplett so gezeichnet sind. Auch die SF besitzen diese Zeichnung.
Die OFD sind fast genauso gezeichnet wie die darunterlegenden Schwungfedern - auch die OSD besitzen nahezu die Färbung und Zeichnung der SF. Die UFD sind grob sandfarben - rötlichbraun gebändert.
S1 bis S5 sind nahezu gleichlang, S6 ist die kürzeste SF.

Eine Verwechslungsgefahr besteht in Europa aufgrund der geringen Größe nur mit dem Steinkauz (Athene noctua), ferner noch mit dem Raufußkauz (Aegolius funerus). Der Steinkauz besitzt etwas größere Federn und ist anders gezeichnet und gefärbt, während der Raufußkauz deutlich dunkler und größer ist als die Zwergohreule. Außerhalb Europas bestehen vor allem Verwechslungsgefahren mit anderen Zwergohreulen-Arten.

Allgemein zur Ordnung der Eulen

Den Körperfedern der Eulen fehlt der dunig ausgebildete Afterschaft - Zwillingsfedern, wie beispielsweise bei Hühnervögeln, die das dunige Untergefieder bilden. Dafür besitzen sie eine dunige Ausbildung des basalen (spulennahen) Federabschnitts zur Thermoisolation.
Das Großgefieder der Eulen ist samtweich und die Federästchen sind sehr biegsam. Die Außenfahne der äußersten Handschwinge ist zu einem Kamm ausgebildet. Diese beiden Faktoren ermöglichen den Eulen - selbst dem Uhu (Bubo bubo) - einen nahezu lautlosen Flug. Die meisten Eulen besitzen neben den 10 Handschwingen noch ein Remicle, eine verkümmerte, 11. HS. Die Anzahl der Armschwingen liegt je nach Eulenart zwischen 11 und 18 Federn.

Feder Nummer längste
Handschwinge 10 pro Flügel 124.0 - 136.0mm n=10
H8 (80%) H7 (20%)
Armschwinge 13-15 pro Flügel 89.5 - 100.0mm n=11
A1 (55%) A2 (36%) A3 (9%)
Steuerfeder 12
71.3 - 80.2mm n=4
S1 (75%) S4 (25%)
Anmerkungen zu Vermessungsdaten

Anzahl der Individuen n

Für die Statistik der längsten Federmaße verwenden wir nur die Daten von Vögeln, bei denen die größten Federn vorliegen. Eine abgebrochene, fehlende oder im Wachstum befindliche Feder, welche potentiell die längste sein könnte disqualifiert das Individuum für die Vermessung. Ebenso werden keine Hybriden in die Statistik eingerechnet. Vögel verschiedenen Alters (z.b. junge und adulte Spechte), Geschlechts (z.b. männlicher und weiblicher Sperber) und Unterarten werden jedoch gleichermaßen im Diagramm genutzt und können so zu einem sehr großem Variationsbereich führen. Je größer die Anzahl an vermessenen Individuen ist, desto genauer ist die Angabe des Variationsbereichs. Sehr kleine Datensätze von einem oder nur ein paar Vögeln führen nur zu näherungsweisen Ergebnissen

Vermessungsmethode

Die Federn werden digital über den Scan vermessen. Dabei wird eine ventrale Krümmung der Federn für die Vermessung geradegezogen, eine kaudale Krümmung jedoch nicht! Vermessen wird vom Anfang der Spule bis zur größten Ausdehnung der Feder. Dies muss nicht immer zwingend der Kiel sein, sondern können (z.b. bei Ammern Armschwingen) auch die Federstrahlen sein. Besondere Ausprägungen wie z.b. die Wachsplättchen beim Seidenschwanz werden in der Vermessung ausgelassen.

Prozentangaben

Die Prozentangaben der einzelnen Federn wie z.b. H5 besagen wie groß der Anteil unter den Individuen ist, bei denen diese Feder die längste ihrer Art ist. Diese Angabe sollte immer in Verbindung mit der Gesamtanzahl der vermessenen Vögel betrachtet werden. Eine Angabe von 100% bei fünf Individuen ist keine Garantie dafür, dass diese Feder wirklich immer die längste ist.

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1. KJ
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juv.
Beleggalerie

Länderzuweisungen

Eulen

Merkmale

Die Zwergohreule (Otus scops) ist nach dem Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) die zweitkleinste Eule Europas. Sie erreicht eine Länge von ca. 20cm, eine Spannweite von 49-54cm und ein Gewicht von 77-105g (Männchen) bzw. 90-119g (Weibchen). Die Lebenserwartung beträgt in der Natur mindestens 6 Jahre, in der Volierenhaltung mindestens 12 Jahre.

Durch ihr rindenartiges Tarngefieder ist die Zwergohreule hervorragend an ihren Tagesplätzen und Rastplätzen getarnt. Die Form der Restlicht-verstärkenden Augen wirkt groß und rund, die Iris ist leuchtend gelb. Otus scops besitzt vier Zehen an den glatt befiederten Beinen, von denen die vierte Zehe als "Wendezehe" ausgebildet ist - sie lässt sich bei Bedarf einfach nach hinten drehen. Die Krallen sind schwarzbraun und glatt - im Gegensatz zur Schleiereule (Tyto alba), deren Krallen auf der Innenseite sägeartig gezahnt sind. Die Zehen sind gräulich gefärbt. Der Schnabel wirkt sehr kurz und flach, jedoch besitzt Otus scops einen sehr breiten Rachen - ebenso wie alle anderen Eulen und auch Nachtschwalben / Schwalme wie der Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus).
Die Zwergohreule besitzt deutlich ausgebildete, große "Federohren" - dieser Umstand im Zusammenhang mit ihrer geringen Größe brachte ihr (und den anderen Arten der Gattung Otus) den deutschen Trivialnamen ein.
Es gibt verschiedene Farbmorphen der Zwergohreule - O. scops kann eine graue, bräunliche und auch rötlich-braune Gefiederfärbung besitzen. Die Gefiederfärbung kann Populations- bzw. Unterart-spezifisch sein, existiert aber auch unabhängig davon.
Die gesamte Befiederung der Zwergohreule besteht aus grauen/braunen, schwarzen und weißlichen Farbelementen. Der Hals und die Brust- und Bauchregion besitzen in unterschiedlicher Ausprägung eine schwarze, feine Längsstrichelung. Auch der Rücken und die Flanken sind so gefärbt. Die Flügel besitzen an den Außenkanten eine deutliche, helle Fleckung - diese Fleckung ist auch an den Übergängen Flügel - Rumpf zu sehen.

Die Stimmäußerungen reviermarkierender Männchen sind nachts weit zu hören - sie bestehen aus einer Nebelhorn-artigen, dumpfen "tjüt.tjüt.tjüt"-Serie.

Habitat & Biologie

Die äußerst thermophile Zwergohreule besiedelt in sonnenexponierten, warmen und insektenreichen Gebieten alte Bäume in lichter Umgebung - also Obstplantagen, Gärten mit alten Bäumen, Parks, lichte und lockere Wälder, Waldränder und auch in Einzelbäumen. Unabdingbar für die Ansiedlung sind ausreichende Bruthöhlenvorkommen (das Einflugloch beträgt ca. 8cm im Durchmesser) - entweder Naturhöhlen oder Spechthöhlen. Auch muss eine kurzwüchsige Umgebumgsvegetation vorhanden sein, damit O. scops ihre Nahrung problemlos erreichen kann - diese Bedingung teilt die Zwergohreule mit dem Steinkauz (Athene noctua). Selten brüten Zwergohreulen auch in Gebäuden, Mauerwerken u.ä. Arealen.
Sind genügend Nahrung und Brutplätze vorhanden, können die Siedlungsdichten sehr hohe Werte annehmen - anders als bei den meisten anderen Eulenarten.
Die mitteleuropäischen Zwergohreulen sind ausgesprochene Zugvögel - sie verbringen den Winter in den afrikanischen Savannen südlich des Äquators. Die Brutvögel der Mittelmeerregion hingegen sind zum Teil Strichvögel und Kurzstreckenzieher, während die auf Zypern endemischen Zwergohreulen (O. scops cyprius) ausgesprochene Standvögel sind.

Die rein nachtaktive Zwergohreule jagt meist durch Ansitzjagd von einer Sitzwarte aus, jedoch kommen auch Jagdflüge auf Insekten im Laternenschein vor. Die Nahrung besteht zu mehr als 90% aus Insekten und anderen Wirbellosen - Wirbeltiere bis zur Größe einer Haselmaus oder eines Kleibers werden nur zu einem sehr geringen Prozentsatz erbeutet. In erster Linie ernährt sich die Zwergohreule von Schmetterlingen, Heuschrecken und Käfern. Bodeninsekten und Regenwürmer werden zu Fuß am Boden verfolgt und erbeutet.

Die Geschlechtsreife wird im Alter von 10 Monaten erreicht. Treffen die Männchen im Mai in den mitteleuropäischen Brutgebieten ein, suchen sie eine Bruthöhle und beginnen mit dem Reviergesang, um die Weibchen anzulocken. Das Weibchen legt 3-5 (seltener 2-6) weißliche Eier in die Bruthöhle. Nach 20-31 Tagen schlüpfen die Jungvögel. Während der gesamten Brutzeit (inclusive der ersten drei Lebenswochen der Küken) verbleibt das Weibchen in der Bruthöhle und wird vom Männchen mit Futter versorgt. Nach drei Wochen beginnen die Nestlinge das Nest zu verlassen - in diesem Stadium können sie zumindest schon kurze Strecken fliegen. Das Großgefieder ist bis zum 50. Lebenstag komplett ausgebildet. Nicht flügge Ästlinge klettern unter Zuhilfenahme von Schnabel und Krallen z.T. in große Höhen bei einer Bedrohung. Die Altvögel versorgen die Jungen ca. 60 Tage lang.

O. scops verlässt die mitteleuropäischen Brutgebiete zwischen August und September im Non-Stop-Flug in die afrikanischen Savannengebiete - die Rückkehr beginnt ab Mitte April.

Verbreitung

Otus scops besiedelt in sechs Unterarten Eurasien und Nordwest-Afrika:

  • Otus scops scops: Siedelt in Mitteleuropa, Frankreich und auf einigen Mittelmeerinseln ostwärts bis zur Wolga-Region, im nördlichen Griechenland und im Kaukasus;
  • Otus scops mallorcae: Besiedelt Spanien, die Balearen, Nord-Marokko, Nord-Tunesien und Nord-Algerien;
  • Otus scops cycladum: Kommt im südlichen Griechenland, auf Kreta, im südlichen Vorderasien, in Israel, in der südlichen Türkei und in Jordanien vor;
  • Otus scops turanicus: Bewohnt die Region vom Irak über den Iran, die südlichen Bereiche des Kaspischen Meeres bis Nordwest-Pakistan;
  • Otus scops pulchellus: Siedelt von der Wolga-Region bis zum Baikalsee und südlich bis zum Altai- und Thien Shan-Gebirge;
  • Otus scops cyprius: Ist endemisch auf Zypern beheimatet.

Die sehr nahe verwandten Zwergohreulen Afrikas und Asiens sehen O. scops zwar zum Verwechseln ähnlich, unterscheiden sich jedoch morphologisch von der Eurasischen Zwergohreule.

In Deutschland brütete die Art in den 1960er Jahren nur vereinzelt. Seit den 1990er Jahren breitet sich die Zwergohreule jedoch aufgrund der Klimaerwärmung nach Norden hin aus, so dass mittlerweile schon Brutverdachte und Brutnachweise bis NRW/Niedersachsen bekannt geworden sind.

Bemerkungen

Die IUCN / Birdlife International stuft Otus scops global als "Least Concern = LC" - also als "ungefährdet" - ein. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zwergohreule lokal und regional vom Aussterben bedroht/ausgestorben ist und z.T. sogar national dem Aussterben immer näher rückt. Schuld daran sind die Intensivierung der Landwirtschaft, der Einsatz von Insektiziden/Pflanzenschutzmitteln, Urbanisierungsmaßnahmen, das Vernachlässigen von Weinanbaugebieten, etc. Hier gilt es gerade in den mitteleuropäischen Brutgebieten, dass Weinberge offen gehalten werden, Obstbaumplantagen geschaffen und erhalten werden, auf Biozide verzichtet wird, geeignete Habitate extensiv bewirtschaftet werden und auch die umgebenden Vegetationsflächen einem geeigneten Mähplan nach bearbeitet werden.

In Südeuropa lassen sich Rupfungen, Verkehrsopfer und Mauserfedern der Zwergohreule recht häufig finden. Hier gilt es allerdings die entsprechenden EU-Gesetze und die jeweiligen Nationalgetze bezüglich Artenschutz, Naturschutz, Washingtoner Artenschutzabkommen und Jagdrecht zu beachten.

Die Gewölle sind im Durchschnitt 27mm lang und 11mm dick (Variationsbreite 20-37mm Länge und 10-17mm Dicke). Sie bestehen meist nur aus Insektenresten und zerfallen leicht.

Schutzstatus

  • WA
    Anhang II
  • Verordnung (EG) Nr. 865/2006
    Anhang A
  • Bundesnaturschutzgesetz §44
    streng geschützt