Adulte Vögel
Die Unterschiede zwischen Pracht- und Ruhekleid finden sich nicht im Großgefieder wieder. Wie andere Möwen auch besitzt die Sturmmöwen einen Geschlechtsdimorphismus in ihrer Körpergröße, jedoch mit Überschneidungsbereichen, sodass eine eindeutige geschlechtsbestimmung selten möglich ist.
Die Handschwingen sind steingrau gefärbt mit einer weißen Spitze. In den äußeren Handschwingen ist der obere Teil der Feder distal zunehmend schwarz gefärbt. Die Anzahl der Handschwingen mit Schwarzanteil variiert. In den äußeren beiden Handschwingen (H9 und H10) findet sich eine deutliche weiße Fläche, welche Spiegel genannt wird. Bei manchen adulten Vögeln findet sich auch eine weiße Fläche auf der H8. Die Armschwingen besitzen eine in der Breite zunehmende weiße Spitze. Die Steuerfedern adulter Vögel sind ausnahmslos rein weiß gefärbt.
Immature Kleider
Juvenile Vögel bis zum ersten Sommer besitzen graubraune Handschwingen mit dunkelbraunen Flächen in der Spitze, welche wie bei adulten Vögeln distal größer werden. Die äußersten Handschwingen sind einfarbig dunkelbraun. Die Armschwingen besitzen eine hell abgesetzte Spitze und ein dunkles Subterminalband. Sie ähneln so der juvenilen Lachmöwe. Die Steuerfedern sind weiß mit einem kräftigen dunkelbraunen Terminalband - teilweise auch Subterminalband, je nach Ausprägung einer hellen Spitzenkontur. Im ersten Sommer zeigen sich in Verbindung mit den abgenutzten braunen Handschwingen bereits graue Mantelfedern. Im 2. Winter variiert die Färbung bereits. Die Handschwingen können nach der ersten Vollmauser bereits sehr "adult" aussehen oder auch noch sehr kontrastarm und bräunlich. Die meisten Vögel besitzen auf 7 Handschwingen schwarze Farbanteile, die Variation reicht jedoch von 6 bis zu allen 10 Handschwingen. Eine kleiner weißer Spiegel in der H8 tritt nur in seltenen Fällen auf und verweist meist auf ältere Exemplare. Sowohl die GrHd als auch die Alulafedern bestitzen meist noch deutliche dunkle Farbanteile. Diese sind ab dem 3. Winter deutlich seltener oder nicht mehr in Kombination zu finden. Vögel, welche über den 3. Winter hinaus sind, werden meist als adulte Vögel bezeichnet, auch wenn sie noch vereinzelte dunkle Farbmarkierungen in GrHd oder Alula besitzen, da eine genaue Altersbestimmung nicht mehr möglich ist. Im Umkehrschluss sind jedoch Vögel ohne dunkle Anteile sichere adulte Vögel nach dem 3. Winter.
ssp. henei
Die aus Osteuropa oft in Norddeutschland überwinternde Unterart henei unterscheidet sich von der Nominatform canus durch eine ausgeprägtere Körpergröße, einen längeren Flügel und einen stärkeren Kontrast im Flügel. Durch die phänotypische Variation gibt es jedoch viele Individuen, welche im Variationsbereit beider Unterarten liegen.
Allgemein zur Mauser der Möwen
Möwen besitzen ein komplexes System von verschiedenen Kleidern, welches sich durch eine Abfolge von abwechselnden Teil- und Vollmausern ergibt. Für eine Altersangabe von Möwen wird oft statt dem Kalenderjahr der jeweilige Winter oder Sommer angegeben in dem sich der Vogel befindet. Dadurch, dass Möwen sowohl im Frühjahr (adulte Vögel auch schon im Spätwinter) als auch im Spätsommer bis Herbst jeweils eine Mauser vollziehen wäre durch die Angabe des bloßen Kalenderjahres das aktuelle Kleid nicht eindeutig angegeben. Bei der Angabe des Kleides ist außerdem zu beachten, dass der jeweilige Sommer auf den Winter folgt und nicht umgekehrt. Nachdem ein Jungvogel im Sommer geschlüpft ist, befindet er sich laut Definition erst nach dem ersten Winter im ersten Sommer.
Nach dem Flüggewerden befindet sich die Möwe im
Jugendkleid (kurz juv.) und führt bereits im ersten Herbst eine Teilmauer des Kleingefieders und der Schulter- und Mantelfedern durch. Das Jugendkleid von Möwen zeichnet sich durch ein braunes, hell geschecktes Gefieder aus. Die Handschwingen sind recht einfarbig dunkelbraun, die Armschwingen hell gesäumt, die Schirmfedern auch kontrastreicher gezeichnet. Es finden sich keine grauen Körperpartien. Die Teilmauser im ersten Herbst bewirkt meist keine große Veränderung des Gefieders, weshalb die Färbung im
1. Winter dem Jugendkleid entspricht. Im Frühjahr des zweiten Kalenderjahres kommt es zu einer weiteren Teilmauser des Kopf- und Körpergefieders. Das Kleid im
1. Sommer zeichnet sich dadurch durch stark abgenutzte, meist spitz zulaufende Hand- und Armschwingen aus. Im Herbst erfolgt die erste Vollmauser der Möwe in das
2. Winterkleid. Durch die vollständige Erneuerung des ganzes Gefieders sind die Handschwingen wieder runder und oft mit schmalen weißen Säumen gerandet. Die Variationsbreite in diesem Kleid ist relativ groß und reicht von dem Jugendkleid fast identischer Färbung bis hin zu deutlich grauen Mantelfedern. Durch eine weitere Teilmauser im Frühjahr wechselt die Möwe in das
2. Sommerkleid. Das Kopf- und Körpergefieder wird erneuert und zunehmend weißer. Mit der Vollmauser im Herbst kommt der Vogel in das Kleid des
3. Winters. Die Sturmmöwe ist ab diesem Zeitpunkt vollständig ausgefärbt. Variationen treten jedoch auf.
Adulte Vögel mausern im späten Winter in ein Pracht- oder auch Brutkleid. Oft findet sich dadurch im Sommerkleid ein stark abgenutzter Apikalfleck (apikal = “in der Spitze liegend”), also der weiße Fleck in den Handschwingenspitzen. Häufig kann dieser auch “ausbrechen”. Im Herbst, nach der Brutzeit wird durch eine Vollmauser ins Schlichtkleid gemausert. Die Schwingen sind wieder frisch und die Apikalflecken deutlich zu erkennen.