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Kernbeißer
Coccothraustes coccothraustes
Art der Fringillidae

2. KJ Männchen
1. KJ Weibchen

Federn Der Kernbeißer unterscheidet sich von anderen Finken allein schon durch seine Größe. Er besitzt einen gut sichtbaren Geschlechtsdimorphismus. Die Handschwingen sind schwarz mit stahlblauem Schimmer im oberen Bereich. Auf den Handschwingen zeichnet sich eine trapezförmige, distal verengte weiße Fläche. Auf den Armschwingen ist diese als weiße Innenfahnenfläche erkennbar. Auf den Schirmfedern (A7-9) fehlt diese.
Die Steuerfedern sind schwarz-grau mit etwas aufgehellter Basis. Die äußeren SF besitzen ein weißes Fenster auf der Innenfahne. Dieses kann jedoch auch mit dem Rand der Feder abschließen und so eine weiße Spitze bilden. Die Außenfahne ist durchgehend dunkel. Die inneren Steuerfedern sind grau-braun gesäumt und besitzen eine graue Spitze. S2-3/4 haben meist sowohl eine weiße Spitze, als auch Braunanteile, teilweise auch graubraune Außenfahnen.

Kleider Die Weißanteile weiblicher Vögel wirken etwas kleiner als die der Männchen. Ein sicheres Bestimmungsmerkmal sind jedoch die Armschwingen. Bei Weibchen ist der obere Teil der Außenfahne deutlich grau gefärbt. Dies gilt nicht für die Schirmfedern (A7-9). Die Außenfahne der AS männlicher Vögel ist schwarz-blau mit metallischem Schimmer. Dieser ist auch in der Basis der Schirmfedern zu erkennen. Jungvögel unterscheiden sich durch eine unregelmäßigere Abgrenzung der Weißanteile auf den Hand- und Armschwingen. Das weiße Fenster der SF ist nach außen leicht keilförmig zugespitzt. Die Unterscheidungsmerkmale der Geschlechter sind vorhanden aber noch nicht sehr stark ausgeprägt.

Die Steuerfedern sind denen des Kleibers ähnlich.

Feder Nummer längste
Handschwinge 10 pro Flügel 81.0 - 92.0mm n=23
H7 (100%)
Armschwinge 9 pro Flügel 59.5 - 68.5mm n=23
A1 (100%)
Steuerfeder 12
58.0 - 66.0mm n=22
S5 (41%) S4 (32%) S3 (9%) S2 (5%) S6 (14%)
Anmerkungen zu Vermessungsdaten

Anzahl der Individuen n

Für die Statistik der längsten Federmaße verwenden wir nur die Daten von Vögeln, bei denen die größten Federn vorliegen. Eine abgebrochene, fehlende oder im Wachstum befindliche Feder, welche potentiell die längste sein könnte disqualifiert das Individuum für die Vermessung. Ebenso werden keine Hybriden in die Statistik eingerechnet. Vögel verschiedenen Alters (z.b. junge und adulte Spechte), Geschlechts (z.b. männlicher und weiblicher Sperber) und Unterarten werden jedoch gleichermaßen im Diagramm genutzt und können so zu einem sehr großem Variationsbereich führen. Je größer die Anzahl an vermessenen Individuen ist, desto genauer ist die Angabe des Variationsbereichs. Sehr kleine Datensätze von einem oder nur ein paar Vögeln führen nur zu näherungsweisen Ergebnissen

Vermessungsmethode

Die Federn werden digital über den Scan vermessen. Dabei wird eine ventrale Krümmung der Federn für die Vermessung geradegezogen, eine kaudale Krümmung jedoch nicht! Vermessen wird vom Anfang der Spule bis zur größten Ausdehnung der Feder. Dies muss nicht immer zwingend der Kiel sein, sondern können (z.b. bei Ammern Armschwingen) auch die Federstrahlen sein. Besondere Ausprägungen wie z.b. die Wachsplättchen beim Seidenschwanz werden in der Vermessung ausgelassen.

Prozentangaben

Die Prozentangaben der einzelnen Federn wie z.b. H5 besagen wie groß der Anteil unter den Individuen ist, bei denen diese Feder die längste ihrer Art ist. Diese Angabe sollte immer in Verbindung mit der Gesamtanzahl der vermessenen Vögel betrachtet werden. Eine Angabe von 100% bei fünf Individuen ist keine Garantie dafür, dass diese Feder wirklich immer die längste ist.

ad. Männchen
Männchen
Männchen
ad. Weibchen
ad. Männchen
ad. Männchen
juv. Männchen
1. KJ
Beleggalerie

Länderzuweisungen

Sperlingsvögel

Merkmale

Der Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes) ist 16-18 cm groß und wiegt 46 bis 72 g. Die Flügelspannweite beträgt 29 bis 33 cm. Die Art weist einen schwachen Geschlechtsdimorphismus auf.
Das Männchen hat einen gelblichen bis rotbraunen oder zimtfarbenen Kopf. Am Nacken verläuft ein breites, hellgraues Band, das seitlich in die Farbe der Brust übergeht. Brust- und Bauchgefieder sind hell- bis rosabraun gefärbt. Der Rücken ist hingegen dunkler braun, auf den Schultern befindet sich ein weißes Band, das im Flug ein halbmondförmiges Muster ergibt. Der Bürzel ist ebenfalls hellbraun, das braune Steuer weist eine weiße Endbinde auf.
Das Weibchen ist heller und weist nicht so kräftige Gefiederfarben auf, außerdem sind die Farben weniger scharf voneinander abgegrenzt. Der Kopf ist leicht gräulich, nicht rotbraun wie beim Männchen, die Unterseite ist gräulich hellbraun.
Die Jungvögel weisen an Brust, Bauch und Flanke Flecken auf. Die Kehle der Jungvögel ist gelb, die der adulten Tiere hingegen schwarz.
Der auffällige, kegelförmige Schnabel ist im Sommer dunkel blau-grau gefärbt, im Winter hingegen dunkelgrau, hornfarben bis rötlichgelb mit dunkler Schnabelspitze.

Der Gesang des Kernbeißers ist nur wenig entwickelt, mit kurzen aneinander gereihten Lauten z.B."zik", "pit" oder "zt" und sehr hohen schrillen "ksi" oder "jiis". Diese Laute werden meist im Wechsel vorgetragen. Die Rufe von Coccothraustes coccothraustes sind unverkennbar, schrill "ziiht" oder "tsiji".

Habitat & Biologie

Der Kernbeißer besiedelt bevorzugt lichte Laub- und Mischwälder mit Unterwuchs. In Europa kommt die Art daher häufig in Eichen-Hainbuchenwäldern oder in Eichen-Buchenwäldern vor - es werden allerdings auch lichte Auwälder, Pappelanpflanzungen und größere Gehölze (Waldreste) sowie Parks besiedelt.
Voraussetzung für die Besiedlung ist die Verfügbarkeit von ausreichend Nahrung und geeignete Nistplätze, daher brütet der Kernbeißer auch häufiger in Siedlungsnähe, in Streuobstwiesen, Friedhöfen, Parkanlagen und anderen Baumgruppen. Seit den 1970er Jahren wird bei Coccothraustes coccothraustes eine zunehmende Verstädterung festgestellt.

Die Art ernährt sich fast ausschließlich von Samen und Früchten. In Mitteleuropa sind dies hauptsächlich die Sämereien von Hainbuche, Feldahorn und Rotbuche sowie Kirschen, Zwetschgen und Pflaumen. Die Vögel vertilgen aber auch Schlehen, Mehlbeeren, Hagebutten, die Samen von Eschen und Ulmen, die Beeren von Stechpalmen, Hasel-, Walnüsse und weitere Samen und Beeren.
Im Frühjahr nimmt der Kernbeißer zusätzlich Knospen zu sich, zur Brutzeit außerdem auch wirbellose Tiere mit denen die Jungvögel in den ersten Tagen überwiegend gefüttert werden.
Der Kernbeißer erntet mithilfe seines Schnabels die Nahrung von Bäumen, dabei wird in der Regel im Baumkronenbereich begonnen. Die Nahrung wird von den einzelnen Bäumen vollständig abgeerntet ehe zum nächsten gewechselt wird. Ist ein Baum abgeerntet knackt er die auf den Boden gefallenen Kerne und Früchte. Im Winter wird der Boden nach Samen abgesucht und dabei das Laub mit dem Schnabel umgedreht.
Die Insektenjagd erfolgt von einem Ansitz aus. Entdeckt der Kernbeißer ein Insekt wird dieses gefangen und danach auf einem Ast sitzend verzehrt. Nur selten werden Insekten im Jagdflug erbeutet.

Die Geschlechtsreife tritt beim Kernbeißer am Ende des ersten Lebensjahres ein. Die Vögel führen eine monogame Brutehe und in der Regel bleiben die Paare über mehrere Jahre zusammen.
Die Brutzeit der mitteleuropäischen Populationen beginnt Anfang April und endet im Juni, in Nordeuropa beginnt die Brutzeit hingegen erst im Mai.
Die Revierbesetzung, die im März beginnt, übernimmt das Männchen. Innerhalb des Reviers vertreibt das Brutpaar alle Vögel, nur bei Artgenossen verteidigt das Paar lediglich ein kleines Areal um den Nistplatz herum. Das Nest wird häufig am Stamm in Astgabeln, in Baumkronen oder auf fast waagerechten Seitenästen gebaut und befindet sich dabei grundsätzlich an der sonnenbeschienenen Seite. In der Regel befindet sich der Nistplatz in einer Höhe von zwei bis acht Metern, seltener in Höhen von 1 bis 22 Metern.
Das Gelege besteht meist aus 5 Eiern, die Brutzeit dauert 12 bis 14 Tage. Nach etwa 16 bis 19 Tagen sind die Jungvögel flügge, werden aber noch weiterhin von den Alttieren versorgt.
Die Lebenserwartung beträgt bei wildlebenden Individuen etwa zwei bis fünf Jahre.

Der Kernbeißer ist in Mitteleuropa ein Standvogel, in Nord- und Osteuropa hingegen Teilzieher. Vielerorts ist die Art auch ein Strichvogel, die ab Herbst bis ins Frühjahr hinein nahrungsbedingt weite Wanderungen zurücklegt.
Der Wegzug der ziehenden Populationen beginnt ab Juli, mit Höhepunkt im September. Der Zug in die Überwinterungsgebiete findet im Schwarm statt, der Heimzug hingegen in kleineren Gruppen. Ab Februar bis April kehren die Vögel in die Brutgebiete zurück.

Verbreitung

Laut IUCN kommt der Kernbeißer in folgenden Ländern vor:
Ägypten; Afghanistan; Albanien; Algerien; Andorra; Armenien; Aserbaidschan; Belgien; Bosnien und Herzegowina; Bulgarien; China; Deutschland; Dänemark; Estland; Finnland; Frankreich; Georgien; Griechenland; Großbritannien; Kroatien; Iran; Irak; Israel; Italien; Japan; Kasachstan; Süd-Korea, Nord-Korea; Kirgistan; Litauen; Libanon; Lybien; Liechtenstein; Lithauen; Luxemburg; Mazedonien; Malta; Moldawien; Mongolei; Montenegro; Marokko; Niederlande; Norwegen; Österreich; Polen; Portugal; Rumänien; Russland; Serbien; Slowakei; Slowenien; Spanien; Spitzbergen und Jan Mayen; Schweden; Schweiz; Taiwan; Tadschikistan; Tschechien; Tunisien; Türkei; Turkmenistan; Ukraine; Ungarn; Usbekistan, Weißrussland; Westjordanland; Zypern

Der Kernbeißer wird in vier Unterarten unterteilt:

  • Coccothraustes c. coccothraustes: Nominatform; Groß- britannien und Mitteleuropa bis ins westliche Asien.
  • Coccothraustes c. buvryi: Gebirgsregionen in Marokko, Algerien und Tunesien.
  • Coccothraustes c. nigricans: Ukraine bis zur Krim (Halbinsel), Kaspisches Meer und Nord Iran.
  • Coccothraustes c. humii: Ost-Kasachstan bis Kirgistan, Tadschikistan und West-Afghanistan.

Bestand Deutschland: 190.000 bis 280.000 Brutpaare

Bemerkungen

Die IUCN / Birdlife International stuft Coccothraustes coccothraustes als "LC = Least Concern" - also als "Nicht gefährdet" ein. Die Art hat ein sehr großes Verbreitungsgebiet und die Bestände sind stabil, sodass das Kriterium (>30% Rückgang der Bestände in zehn Jahren oder innerhalb von drei Generationen) zur Einstufung in eine höhere Gefährdungskategorie nicht erfüllt wird.

Schutzstatus

  • WA
    nicht gelistet
  • Verordnung (EG) Nr. 865/2006
    nicht gelistet
  • Bundesnaturschutzgesetz §44
    besonders geschützt